In der ELB 2006 steht in Mt 22,36: "Lehrer, welches Gebot ist größte im Gesetz?"
Möglicherweise fehlt hier der Art. "das".
In der REB 1985 ist es in der Logos-Ausgabe vorhanden.
ist hier nicht "im" = "in dem"?
Habe leider keine Buchausgabe davon, zur Kontrolle. Stimme Dir zu "ἐν τῷ" könnte man mit "in dem" übersetzen. Kann mir die Satzbildung irgendwie nicht vorstellen.
Genau ... im gr. Text steht wörtlich "in dem", was in dieser Elberfelder dann zu dem einen Wort "im" wurde.
Aber das Problem ist nicht das "im", sondern besteht im fehlenden "das"
Das scheinbare "Problem" ist aber nicht in Logos, sondern in der Elberfelder 2006 Übersetzung (übrigens auch in LU2017 und anderen Übersetzungen), die hier "in dem [ἐν τῷ]" in der Übersetzung zu "im" machen. Es fehlt also eigentlich nichts, denn "im" ist eine durchaus legitime korrekte Übersetzung von ἐν τῷ.
"im" ist eine durchaus legitime korrekte Übersetzung von ἐν τῷ.
Ja, aber das war nicht die Problematik. Der Satz ist nicht vollständig im Deutschen ohne "das"
Hmn ... aufgrund des Interlinear Screenshots in der ursprünglichen Nachricht mit Markierung von "im" hab ich nicht bemerkt, worum es anscheinend eigentlich ging ... [:(]
Auf ERF Bibleserver steht in der dortigen Elberfelder 2006: "Lehrer, welches Gebot ⟨ist⟩ groß im Gesetz?"
Ist vielleicht in einer Zwischenrevision aus "das größte Gebot" (so in der Rev. Elb 1985) "groß" geworden und dabei wurde in der Logos zugrunde liegenden Version ein Teil der Veränderung vergessen? Habe es als Tippfehler gemeldet.
Ich weiß nicht, welcher Textstand auf der Homepage ist, aber wir haben TS 31.
Falls das fehlende "das" Absicht sein sollte, wäre es sehr seltsam und ich vermute auch deswegen einen Tippfehler.
Danke für das Melden!
Ich kläre derzeit noch mit den Kollegen aus der Produktion, wie der Fehler zustande gekommen sein könnte.
In TS32 lautet die Übersetzung (aus einer Print-Ausgabe): "Lehrer, welches Gebot <ist> groß im Gesetz?".
Interessanter Fall, nicht so sehr wegen des "das" (Verzeihung...), ohne ist es in meinen Augen kein richtiges Deutsch, aber aus "größer" wird "groß". Menge übersetzt auch etwas bescheidener mit "ein Hauptgebot". Wäre interessant zu wissen, wie der Superlativ _sprachlich_ hier zu erklären wäre (und wieso die Elberfelder ab mind. TS32 darauf verzichtet) - inhaltlich sind eigentlich/möglicherweise (so zwingend finde ich das nicht) auch zwei Gebote gemeint (nächsten Verse)... [:D]
Also im Urtext steht μεγάλη (Διδάσκαλε, ποία ἐντολὴ μεγάλη ἐν τῷ νόμῳ;). Die Änderung, die bei uns eigentlich schon in TS31 vorliegen sollte, ist also näher am Urtext, zumindest wenn man den Text auf diese Weise deutet und nicht so, wie du beschrieben hast.
Die Übersetzung entspricht zum Beispiel der Angabe im Neuen Sprachlichen Schlüssel, wo zu dieser Übersetzung auf Bauer/Aland μέγας 2bβ verwiesen wird.
Ich vermute, diese Deutung liegt näher als die von Menge, weil μεγάλη, wenn attributiv verstanden, normalerweise vorgestellt wäre, also als μεγάλη ἐντολὴ. Nach meinem (schon etwas beschränkten) Sprachgefühl ist die Ellipse bei der prädikativen Verwendung zudem zu erwarten, aber bei der attributiven wäre sie relativ ungewöhnlich.
Danke für deine Erklärung/Mühe!
Wenn ich dich richtig verstehe, gehst du davon aus, dass "größtes" die korrektere Übersetzung ist. Damit stehst du bei Weitem nicht alleine da, alle (von mir nachgeschlagenen...) Bibeln außer der Menge und der (gedruckten...) Elberfelder von 2006 (weiß den Textstand nicht, sicher aber vor TS32) - und der ESV&KJ, die übersetzen mit "great" und nicht "greatest" - übersetzen irgendeine Art von Superlativ ("wichtigste", "höchste", "größte").
Kurios und interessant, finde ich.
Umgangssprachlich sind die Steigerungsformen im Griechischen zur Zeit des NT bereits ziemlich verwässert. Der Superlativ ist fast völlig verschwunden; diese Funktion werden vom Komparativ, manchmal auch vom Positiv übernommen.Andere Beispiele wären:"Der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er" (Mt 11:11) -> die wörtliche Übersetzung "Der Kleinere ..." fügt sich nicht gut in den Satz.
"... vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen" (Heb 8:11) -> die wörtliche Übersetzung "von klein bis groß von ihnen" gibt die allumfassende Erkenntnis nicht annähernd so gut wieder.Gerne verweise ich auch auf den "Ältesten" der im Griechischen eigentlich nur der Ältere (πρεσβύτερος) ist. Natürlich ist für uns nur schwer mit 100% Sicherheit feststellbar, ob nun wirklich der Superlativ gemeint war, wenn doch nur Komparativ oder Positiv dasteht. Das ist die liebe Not eines jeden Übersetzers, aber die grammatikalische Deckung hat es. (Siehe z.B. BDF §§60-61)Im vorliegenden Fall würde ich sagen, dass die Elberfelder durch diese Korrektur eine Scheingenauigkeit sucht. Denn wer nicht weiß, dass im Griechischen die Steigerungen fließend sind, könnte nun vermuten, dass die ungewöhnliche Frage "Welches Gebot ist groß im Gesetz?" besonders zu deuten wäre. Im Übrigen liegt zwei Verse später das gleiche Problem vor: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" Auch hier steht kein Superlativ! Warum wird also erst auf dem Positiv bestanden und wenige Worte später der Superlativ durchgewunken?
Danke für die Erklärung!
Ich hatte in der Schule zwar Altgriechisch, aber diese Verwässerung war mir nicht mehr in Erinnerung (oder war vllt auch nicht Thema, ist schon sehr lange her).
Hach, wie sehr ich das liebe, wenn man wieder etwas mehr versteht. Danke!
Update: Wir haben den Fehler im System gefunden. Der digitale Text der Elberfelder Bibel wird noch einmal durchgesehen und aktualisiert.