Mit οὖν („also“) setzt Paulus eine Folgerung an βιωτικά „Alltägliches“ im Satz davor an, das er mit „βιωτικὰ („alltäglich“) wiederholt und das aufgrund der Linksversetzung betont ist. Es ist ihm wichtig, dass es nicht um zentrale Dinge geht, sodass er dies wiederholt und betont. Mit μὲν („nun, tatsächlich“, „wirklich“) drückt Paulus zusätzlich eine Fortsetzung zum Vers davor aus, d.h. wenn es also nun um Kleinigkeiten geht, dann sollte die Sache wie folgt geschehen. Mit ἐξουθενέω („verachten, geringschätzen, nichts gelten“) kommt zum Ausdruck, dass diejenigen als Richter zum Zuge kommen können, die sonst ja keine Anerkennung in der Versammlung haben, d.h. die man sonst nicht anerkennt, die soll man einsetzen, um Streit zu schlichten, da es Lappalien zu sein scheinen. Paulus ersetzt hier nicht statt des Begriffs „Ungerechte“ vom Vers 1 und 9 die „Verachteten“ ein, da es nicht richtig wäre, Ungläubige zu verachten. Die Betonung von τούτους ("diese") zeigt, dass es für solche Kleinigkeiten ausreicht, dass dies bereits die geringsten Brüder entscheiden können. Die Form καθίζετε („setzt ein“) kann Indikativ oder Imperativ sein. Hier scheint eine Aufforderung plausibel, da es keine Aussage sein kann, da sonst die Verachteten die ungläubigen Richter wären. Die Aussage wäre dann, dass es bei Kleinigkeiten nicht angehen kann, dass ungläubige Richter dies entscheiden, sondern es reicht aus, dass dies die geringsten Brüder bereits klären können müssen. Dass es bereits ganz geringe Brüder regeln können, ist beschämend, wie Paulus im nächsten Vers deutlich macht. Die wohl einzigen beiden Stellen bei den frühen Kommentatoren scheinen beide die Sicht zu bestätigen, dass es sich um geringe Brüder handelt, die man für Kleinigkeiten als Schlichter heranziehen soll: Theodorus, Fragmenta in epistulam i ad Corinthios 179.31: „καὶ ἵνα μὴ δοκῇ κελεύειν αὐτοῖς ἀληθῶς τοὺς ἁπάντων εὐτελεστέρους ἐπιζητεῖν οἵτινές εἰσιν, καὶ τούτους ἐπὶ τῶν τοιούτων αἱρεῖσθαι κριτάς“. „Und damit es nicht scheint, dass er ihnen wirklich aufträgt, die ganzen recht einfachen (Dinge) zu verfolgen, welche es auch sind, sind sogar diese über derartige Dinge als Richter zu wählen“. D.h. der Autor ist der Meinung, dass Paulus es verhindern will, sich über Kleinigkeiten zu streiten, indem er vorschlägt, solche, die nichts gelten, dafür einzusetzen. Dann Chrysostomos, in epistulam i ad corinthios 61.133, 47: „Κἂν γὰρ μηδεὶς ᾖ σοφὸς, φησὶ, τοῖς ἐλαχίστοις ἐπιτρέπετε“. "Denn auch wenn keiner weise ist, sagt er, betraut die Geringsten damit“. D.h. der Autor fasst dies als Aufforderung des Apostels auf, nicht als Frage. Die Verbform als Aussage im Indikativ aufzufassen, ist im Blick auf Vers 5 schwierig, da dort angedeutet wird, dass die Korinther nicht einmal daran gedacht hatten, ihre Rechtsfragen unter sich zu klären, falle es sich überhaupt um Glieder der Versammlung handelte. So sah es auch Hieronymus: Er übersetzt mit constituite (Imperat, Präsems, 2.Person Plural) von constituo („hinstellen, hinsetzen, aufstellen,, jmedm eine Stelle geben/erteilen).
Update unter:https://www.dropbox.com/s/g4aya6vlhxjy9k7/8623.Peter-Streitenberger_1Korinther(Update).docx?dl=0
|